Bericht über die Veranstaltung der Bürgerinitiative „Rettet das Kurhaus“ mit Vita Alpina im Fokus
Bürgerinnen und Bürger, Vereine und Gäste brauchen beides, das Vita Alpina als Alleinstellungsmerkmal und einen Saal, letzteren möglichst bald und nicht erst in einigen Jahren. So das Resümee der Veranstaltung der Bürgerinitiative „Rettet das Kurhaus“, welche im gut gefüllten Saal des Hotels zur Post statt fand. Die Bürgerinitiative hatte zu einem „Faktencheck“ eingeladen, bei der die Anwesenden Ihre noch offenen Fragen zum anstehenden Bürgerentscheid / Ratsentscheid stellen sollten. Um diesen Fragen genügend Zeit einzuräumen, sollten Bürgermeister Pfeifer und für die Bürgerinitiative Dr. Nawratil einen kurzen Einstiegsvortrag halten. Der Bürgermeister hatte am vergangenen Montag bei der Veranstaltung der Gemeinde sein Kommen zugesagt, lies sich aber im Laufe der Veranstaltung wegen Terminkollision entschuldigen. So hat die Veranstaltung mit etwas Verzögerung mit dem Vortrag von Dr. Nawratil begonnen. Dabei wurde das Anliegen, das Kurhaus zu erhalten und zu sanieren nur kurz gestreift, da die Argumente in den letzten Wochen vielfach kommuniziert wurden.

Einen breiteren Raum nahmen im Vortrag die offenen Fragen zum Thema Vita Alpina ein. So würde von denjenigen, die gegen den Erhalt des Kurhauses sind, immer dann eine „Kristallkugel“ bemüht, wenn von seiten der Bürgerinnen und Bürger konkrete Fragen zum zeitlichen Ablauf bzw. zum Ausmass der Sanierung des Hallenbades und des Freibades gestellt würden. Auch wenig konkrete Aussagen würde man in Bezug auf die zukünftigen Pflichtaufgaben der Gemeinde bekommen, die ebenfalls umfangreiche Geldmittel binden würden. Nachdem von der Gemeinde immer wieder argumentiert wird, das Vita Alpina sei überdimensioniert hinterfragte der Redner das von den Gemeinderäten favorisierte Bäderkonzept. Ein Bad wie das in Berenbostel wäre demnach sowohl von der Ausstattung als auch von den Kosten nicht den Bedürfnissen von Ruhpolding angemessen. Berenbostel ist ein Teilort von Garbsen und letzterer eine Stadt mit mehr als 60.000 Einwohnern. Die Gewerbesteuereinnahmen seien dort vierzehn mal so hoch, während die Schulden nur das Doppelte von Ruhpolding ausmachten, die Pro-Kopf-Verschuldung sei entsprechend niedrig. Eine 3 Meter Plattform im Innenbereich des Bades, wie in den Plänen der Gemeinde ersichtlich, würde eine komplette Umgestaltung des Bades bedeuten, was nach Ansicht des Redners weder notwendig noch leistbar sei. Statt dessen sollte die Gemeinde Ihre kostspieligen Pläne fallen lassen und lieber auf eine Sanierung des Vita Alpina in seiner heutigen Form setzen. Das von seiten der Gemeinde immer wieder vorgebrachte Argument, wichtige Teile der Wellenmaschine seien nicht mehr lieferbar wiedersprach Nawratil ebenfalls vehement. Er habe mit dem Hersteller der Wellenmechanik in Schleswig-Hollstein gesprochen und bekam eine gänzlich andere Auskunft. Im Gegenteil, die Firma Köster habe Ihre „Brandungsmaschine“ weiterentwickelt und könnte jederzeit eine Revision ausführen. Selbst eine komplett neue Anlage wäre lieferbar und würde einen sicheren Betrieb für die nächsten 20 Jahre gewährleisten.
Auch habe Nawratil angefragt ob die Gemeinde im letzten Jahr Kontakt mit dem Hersteller aufgenommen habe. Dies wurde von der Firma Köster verneint. Dies zeige eindeutig, so Nawratil, das die Gemeinde nebst Gemeinderat kein Interesse am Erhalt der „Welle“ hätte. Im letzten Teil seines Vortages ging der Redner auf die von der Gemeinde veranschlagten Investitionskosten ein. So seinen in den vom Gemeinderat präsentierten Gesamtkosten von bis zu 35 Millionen weder die steigenden Finanzierungskosten noch die explodierenden Baukosten eingepreist. Als Beispiel nannte Nawratil 28 % gestiegene Baukosten bei der Sanierung des Inzeller Bades als auch die aus dem Ruder gelaufenen Kosten der Erneuerung des Prienavera.
Im Anschluss an den Vortrag bat Nawratil um eine Vorstellung aller anwesenden Funktionsträger, damit die offenen Fragen zielgenau adressiert werden könnten. Aus dem Gemeinderat konnten Thomas Ringsgwandl, Ludwig Bödddecker beide von der VRB und Josef Hohlweger von den Grünen begrüßt werden. SPD- und CSU-Gemeinderäte standen den Anwesenden für Fragen nicht zur Verfügung. Neben Angehörigen der beiden Trachtenvereine und anderer Vereine war die DLRG mit drei Vertreterinnen anwesend. Gleich darauf ging es in die Fragerunden.
Auf die erste Frage eines Zuhöreres, ob die Brandschutzmängel im Kurhaus offiziell dokumentiert sind, verwies Ludwig Böddecker auf die ortsansässige Firma BGT, welche auch auf der Versammlung vertreten war. Diese konnte aber keine diesbezügliche Anfrage der Gemeinde bestätigen. Auch die Aussagen der Gemeinde zur Statik des Kurhaus-Daches wurden hinterfragt. Hierzu konnte Margarete Schürholt auf eine Gemeinderatssitzung verweisen. Dort habe Gerhard Hallweger erklärt, das das Dach des Kurhauses von seiner Firma gerichtet und geprüft worden sei. Statische Mängel wären dabei nicht ersichtlich gewesen. Schließlich wurde nochmal nachgefragt, wie es zu der vorzeitigen Schließung des Kurhauses kam. Margarete Schürholt verwies auf eine Aussage des Bürgermeisters, dass dies aufgrund der Begehung durch die im eigenen Haus ansässige Bauabteilung erfolgte, von einer Beteiligung externer Sachverständiger wisse sie nichts. Schließlich wurde gefragt, warum die Gemeinde das Gebäude gekauft und erst im nachhinein den Zustand inspiziert habe. Dazu antwortete Thomas Ringsgwandl , dass er bei dem Vorgehen mit der plötzlichen Schließung Bauchschmerzen gehabt habe „als Gemeinderäte sind wir keine Experten, da müssen wir vertrauen“.
Ein Zuhörer regte an, mit der Gemeinde zu reden , ob diese nicht das Kurhaus selbst sanieren könne, um es anschließend an jemanden wie Wieninger zu vermieten mit kleinerem Saal und Biergarten.
Ein weiterer Wortbeitrag betraf den zukünftigen Stellenwert des Tourismus. Nachdem Rauschbergbahn und Kurhaus geschlossen worden sei, stelle sich die Frage, was mit der „Welle“ werde. Hier müsse sich die Gemeinde eindeutig positionieren. Ein anderer Zuhörer meinte der Zustand des Schwimmbads wäre akzeptabel, eine Sanierung des Kurhauses sehe er aber eher kritisch.
Ein Diskutant merkte an, dass größere Investitionen im Vorfeld immer genau geplant werden müsse, bevor es in deren Umsetzung gehe. Dies sehe er aber bei den Planungen der Gemeinde nicht. Diese Ansicht wurde auch von einem anderem Teilnehmer geteilt, der beruflich in einem Großunternehmen als Controller tätig war.
Zu der Höhe der geplanten Investitionen nahm auch Gemeinderat Hohlweger Stellung. Aufgrund der vorhandenen Schulden, müsse man das Ganze intensiv von der Geldseite her betrachten. „Wenn wir das Kurhaus wirklich verkaufen müssen, dann nur zum höchsten Preis und nicht jemanden für die Hälfte des offiziellen Bodenrichtwertes“
Angesprochen auf die Anforderungen an das Hallenbad in Bezug auf den Ausbildungsbetrieb äußerte sich auf sehr kompetente Weise eine Vertreterin der DLRG. Sie betonte, dass eine gute Ausbildung der Kinder und Jugendlichen mindestens das Bronze-Abzeichen beinhalte und dazu reiche die nutzbare Länge des jetzigen Becken nicht, als Jugendliche wünsche sie sich aber auch einen Saal, selbst wenn er nicht so gross ist. Darauf antwortete Dr. Nawratil, dass ihm diese Problematik bekannt ist. Nach seinen Kenntnissen, ist eine Anhebung des Wasserstands bereits im gegenwärtigen Becken vorgesehen gewesen aber zwischenzeitlich zumindest teilweise zurück gebaut worden. Auch habe er recherchiert, ob es eine Möglichkeit gebe, das Wellenbad diesbezüglich zu ertüchtigen. Mit einer Schottwand und den entsprechenden Pumpen wäre dies zu bewerkstelligen. Dies wäre sicherlich preisgünstiger als ein komplett neues Becken.
Helmut Müller, einer der Initiatoren des Bürgerentscheids, wünschte sich, dass der Bürgerentscheid / Ratsentscheid ähnlich ausgehe wie in Garmisch, wo sich die Bürger für den Erhalt des Congresszentrums ausgesprochen hätten.
Nach circa 3 Stunden lebhafter Diskussion wurde der offizielle Teil der Veranstaltung beendet. Anschließend wurde in kleiner Runde weiterdiskutiert bis sich gegen Mitternacht die letzten Besucher auf den Heimweg gemacht haben.
Dr. Peter Nawratil
Unser Kurhaus soll abgerissen werden
obwohl es durch Sanierung und Ausbau zukunftsfähig, sowie technisch auf den neuesten Stand gebracht werden kann. Und das mit kalkulierbaren Kosten.
Innerhalb kürzester Zeit haben 934 wahlberechtigte Einheimische mit ihrer Unterschrift die Beantragung eines Bürgerentscheides zum Erhalt des Kurhauses gefordert. Dieses „Bürgerbegehren“ wurde vom Gemeinderat ausgehebelt und der Wortlaut des Antrages in das „Ratsbegehren“ übernommen.
Am 7. Mai 2023 sollen nun die Ruhpoldinger entscheiden wie es mit unserem Kurhaus und dem Kurpark weitergehen soll. Für Ihre/Deine Entscheidung möchten wir Sie/Dich über unterschiedliche Darstellungen informieren und mit klaren Fakten und Zahlen davon überzeugen, dass eine Sanierung die bessere Lösung wäre als Abriss und Verkauf unseres wertvollsten Grundstücks und damit die Verkleinerung und Einschränkung unseres Kurparks.
> Vorteile der Sanierung und Umbau vom Kurhaus
- Kein mehrjähriges „Aus“ für Heimatabende, Standkonzerte, Vereins- und Bürgerveranstaltungen und Hochzeitsfeiern.
- Zeitnahe Sanierung mit überschaubarer Wiederinbetriebnahme und dadurch endlich wieder Musik oder kulturelle Veranstaltungen sowie
Angebote für unsere Gäste. - Keine immensen Abbruch- und Entsorgungskosten und damit verbunden die Vernichtung wertvoller Ressourcen.
- Keine Einschränkungen für „Champions-Park“ oder sonstige Veranstaltungen im Kurpark.
- Kein Verkauf der wertvollsten gemeindlichen Grundstücke im Ortskern.
> VitaAlpina – Sanierung ja – aber kein Umbau
- Selbstverständlich müssen unser Wellenhallenbad und Freibadeanlage erhalten und saniert werden.
- Die ansprechende und zeitlose Architektur soll bleiben und kein Teilabriss mit großem Umbau und dadurch immensen Kosten (35 Mio €) erfolgen.
- In die Bestandserhaltung mit Durchführung dringend notwendiger technischer Verbesserungen aber auch in Maßnahmen der Betriebskosteneinsparung soll investiert werden – z.B. Photovoltaik.
- Nicht das bewährte Alleinstellungsmerkmal mit der einzigartigen Welle abreißen, sondern eine Sanierung mit Augenmaß und dem Blick auf das finanziell Machbare.
„Bereits Geschaffenes mit viel Respekt und Stolz weiter in die Zukunft tragen. Ruhpolding braucht Leuchtturmprojekte wie das VitaAlpina, ein attraktives Kurhaus, die Rauschbergbahn und weitere „Schmankerl“ um als heimatverbundener Wohlfühlort wettbewerbsfähig zu bleiben.“
(Anton Zeller, Architekt und Regierungsbaumeister)
> Fakten und Zahlen
Kosten, Fördergelder und Eigenanteil pro Option (Mio. €) nach den Schätzungen der Gemeinde

Man sieht, eine Komplettsanierung des Kurhauses als erster Schritt wäre schnell zu finanzieren!!!
Was irritiert uns an den veröffentlichten Kalkulationen der Gemeinde?
- Die Gemeinde will einen Teil des Kurhaus-Areals an einen Investor verkaufen, um Geld für den Umbau des Hallenbades und des Freibades zu bekommen.
- Der Erlös aus dem Verkauf des Kurhaus-Areals ist fiktiv, da außer Absichts-erklärungen keine konkreten Angebote von Interessenten vorgelegt wurden.
- Die Auswirkung auf den zu erzielenden Verkaufspreis durch die Notwendigkeit einer öffentlichen Ausschreibung ist in den Kalkulationen nicht berücksichtigt.
Betrachten wir als Beispiel die Option „Hotel mit Saal plus Sanierung Schwimmbad“
etwas genauer
- Folgt man der Kalkulation des Gemeinderates so ist bei einem Investitionsbedarf von 30 Millionen Euro nach Abzug von ca. 18* Millionen Fördergeldern ein Eigenanteil von mindestens 12 Millionen zu finanzieren (Balkenreihe 3). *Die genaue Höhe der Fördergelder steht bisher nicht fest.
- Geht man von einem Erlös von 3,1 Millionen € für das Kurhaus-Areal aus verbleibt eine Finanzlücke von ca. 9 Millionen. Darin sind weitere Kosten wie z. B. Abbruchkosten noch nicht enthalten.
- Diese 9 Millionen müssen als Kredite aufgenommen werden oder durch weitere Immobilienverkäufe finanziert werden.
- Die Kalkulation berücksichtigt ebenfalls nicht zukünftige Preissteigerungen und steigende Kosten der Finanzierung.
- Anstehende Projekte wie Kindergartenneubau, Heizwerk und weitere Verpflichtungen werden demnächst noch weitere Finanzmittel erfordern, die den Haushalt zusätzlich belasten werden.
Lohnt es sich daher für uns Ruhpoldinger ein Filetstück in der Ortsmitte zu verkaufen, und das auch noch deutlich unter Wert?
Lohnt es sich dafür unser Kurhaus abzureißen?
Wir können uns diese Baumaßnahme nicht leisten. Die dringenden Projekte wie Kindergarten – Heizwerk mit Ausweitung des Fernwärmenetzes – Sanierung unserer Gemeindestraßen, Wasser- und Kanalleitungen usw. müssten verschoben oder könnten nicht realisiert werden!
Eine Erhöhung der Grundsteuer und der Gewerbesteuer wäre unumgänglich!
> Information zum Bürgerentscheid
Wenn Sie wollen, dass das Kurhaus in seiner angestammten Funktion für Bürger, Vereine und Gäste erhalten bleibt und gleichzeitig das VitaAlpina mit seiner Attraktion der „Welle“ fortbesteht, dann empfehlen wir, folgende Auswahl zu treffen:

Auf den ersten Blick ist dieser Vorschlag schwer zu verstehen, aber es ist die einzige Möglichkeit, im oben genannten Sinne abzustimmen, denn:
Eine Sanierung des VitaAlpina mit Anbau Festsaal in einer Größenordnung von 35 Mio € beinhaltet nach den Plänen der Gemeinde einen radikalen Teilabbruch und Umbau des Schwimmbades. Was wir aber brauchen ist eine Sanierung im geringen Umfang, die das VitaAlpina in seiner heutigen Form und Funktion erhält.
Liebe Ruhpoldingerinnen, liebe Ruhpoldinger – unsere Bitte:
Gehen Sie am 7. Mai 2023 zur Abstimmung oder entscheiden Sie mit Ihrer Briefwahl
den Erhalt unseres „Kurhauses“ mit Kurpark.
Danke
Ihre/Deine Bürgerinitiative „Rettet unser Kurhaus und Kurpark“
Leserbriefe der Letzten Monate
vom 17.03.2023 von Alois Auer
Abrissbirne oder behutsame Renovierung?
Kurhaus und VitaAlpina Ruhpolding
Der Artikel des CSU-Fraktionssprechers im Gemeinderat im Gemeindeanzeiger vom 03. März kann nicht unwidersprochen bleiben. Die ablehnende Haltung der CSU-Gemeinderäte zur Sanierung des Kurhauses, um durch einen Verkauf des Hauses (mit Teilflächen des ohnehin kleinen Kurparks) die Finanzierung eines vermeintlich anstehenden Sanierungsbedarfs im VITA ALPINA zu ermöglichen, ist vielen Gemeindebürgern unverständlich. Die Behauptungen des Fraktionssprechers in der Begründung sind zum Teil unwahr und nicht nachvollziehbar. Dies trifft vor allem auf die Aussage zu, dass bei der „nächsten Brandschutz- und TÜV-Prüfung“ keine Betriebserlaubnis für das Wellenbad mehr erteilt würde. Der Bau des Bades wurde 1999 baurechtlich genehmigt und kann daher wie genehmigt betrieben werden. Eine gesonderte Betriebserlaubnis ist nicht erforderlich. Weder der TÜV, bei dem es sich um einen privaten Verein handelt, der auftragsgemäß Gutachten erstellt, noch der im Landratsamt für den Brandschutz zuständige Kreisbrandrat könnten, auch nicht auf Grund neuer Vorschriften, den Betrieb einstellen. Wenn sich Brandschutzvorschriften geändert haben, kann man von Seiten des Landratsamtes nur verlangen, Verbesserungen abweichend von den Auflagen in der Baugenehmigung vorzunehmen.
Die Behauptung, dass für eine Komplettsanierung des 22 Jahre alten Bades 20 – 30 Mio. € notwendig sind bzw. die technische Sanierung etwa 10 Mio. € erfordern würde, ist völlig aus der Luft gegriffen. Eine Begutachtung kann nur durch einen auf dem Gebiet des Bäderbaues anerkannten unabhängigen Sachverständigen erfolgen.
Es ist notwendig in diesem Zusammenhang auf die in den Jahren 1999 bis 2001 durchgeführte Maßnahme „Generalsanierung und Erweiterung des Wellenhallenbades“ zu verweisen (beschrieben auch im Heimatbuch von 2016, Seite 227), für die ich als gemeindlicher Geschäftsleiter die Projektsteuerung übernahm. Die Gesamtkosten dieser Maßnahme – damals als das größte Bauvorhaben in der Geschichte der Gemeinde bezeichnet – betrugen 25.991.324 DM (13.289.153 €). Veranschlagt waren bei Baubeginn 21,9 MIo. DM (Hallenbad 16,9 Mio.DM, Sauna 5,06 Mio.DM). Vom Wirtschaftsministerium wurden staatliche Zuwendungen von 50 % für das Hallenbad und 10 % für die Sauna bewilligt. Neben der Erneuerung der gesamten technischen Anlagen (Badewassertechnik, Lüftung, Heizung mit Anschluss an die gemeindliche Fernheizung, Elektrotechnik) und der Aussenfassaden wurde ein Erweiterungsbau nach Süden mit ca. 350 qm geschaffen, in dem folgende neuen Bereiche Platz fanden: Ruhe- und Liegezonen, ein mit vielfältigen Variationen gestalteter Wasserspielplatz für Kinder sowie eine akustisch abgetrennter Bereich für das Einrutschbecken der neu geschaffenen 76 m langen Wasserrutsche, die mit vielen Überraschungen aufwartet. Die Solarien-Galerie ist auf die Westseite verlegt worden und damit ein Ausblick auf die Berge möglich; darunter wurde die vom Restaurant aus bewirtschaftete Bade-Bar geschaffen. Vor der Südfassade ist das 175 qm große Außenbecken mit Sprudelliegen, Wasserspeiern und Massagedüsen errichtet worden. Dieses Becken mit Sole-Wasser gefüllt, deshalb „Urmeer-Therme“ genannt, hat also einen besonderen gesundheitlichen Aspekt. In der Schwimmhalle ist die beim Umbau 1993 geschaffene Dampfgrotte mit Kneippbecken und Wasserfall völlig erneuert worden. An der Ostseite entstand die Saunalandschaft, die wohl einmalig im Chiemgau ist.
Diese umfangreichen Erweiterungsmaßnahmen mit Erneuerung der gesamten technischen Anlagen, sind einem Neubau des Bades im Jahr 2000 gleichzusetzen. Es ist daher unwahrscheinlich, dass jetzt schon ein so hoher Sanierungsbedarf besteht. Natürlich sind nach 20 Jahren Reparaturen notwendig, die jedoch nicht so schwerwiegend sein können, dass der Betrieb des Bades beeinträchtigt wäre. Wenn man als Besucher ins Bad kommt, hat man das Gefühl in einem neuen Bad zu sein. Das äußere Erscheinungsbild ist, dank der sehr guten Pflege durch das Personal, hervorragend.
Zu dem Hinweis auf die hohe Verschuldung der Gemeinde ist festzustellen, dass Ruhpolding schon immer die Gemeinde mit dem höchsten Schuldenstand im Landkreis war, auch bei Inangriffnahme der Sanierung und Erweiterung des Bades. Trotzdem hat der Gemeinderat damals zur Finanzierung der Maßnahme Darlehensaufnahmen von etwa 16 Mio. DM (etwa 8 Mio. € ) beschlossen.
Zu der Meinung der CSU-Gemeinderäte, dass der Name „Kurhaus Ruhpolding“ überholt sei und Ruhpolding keine „Kurgäste“ habe, ist festzustellen, dass Ruhpolding ein „staatlich anerkannter Luftkurort“ ist. Voraussetzung für die Erlangung dieses Prädikats sind gute Lufthygieneverhältnisse, die an verschiedenen Stellen im Ort durch den Deutschen Wetterdienst gemessen wurden. Unsere Gäste sind also zweifellos Kurgäste, die den Urlaub zur Erholung nutzen und deshalb auch die Kureinrichtungen, zu denen auch das Kurhaus mit seinen Veranstaltungen und das VITA ALPINA gehören. Außerdem ist der Name Kurhaus Ruhpolding Tradition.
A. Auer
vom 19.03.2023 von Anton Zeller
Abrissbirne oder behutsame Renovierung?
Kurhaus und VitaAlpina Ruhpolding
Zu den verschiedenen Artikeln des Ruhpoldinger Gemeindeanzeigers (hier:“ Bürger sollen entscheiden“ vom 2. 3. 2023 ) zur Ortsentwicklungsplanung im Areal Kurhaus/Hallenbad (VitaAlpina)
Ein Feuerwerk von Ideen und Anregungen aus der Bürgerwerkstatt macht es einem schwer, die Orientierung für ein schlüssiges Konzept im Auge zu behalten. Dementsprechend gehen die Meinungen innerhalb der Bevölkerung und des Gemeinderates, dem für die umfassende Bürgerbeteiligung zu danken ist, auseinander. Während sich die einen für den Abbruch und Neubau des Kurhauses mit Saal und des VitaAlpina aussprechen, plädieren die anderen für den Erhalt und die behutsame Sanierung der genannten Gebäude. Neben den baulichen Überlegungen spielen fördertechnische Aspekte eine Rolle. Hierbei ist nicht zu vergessen, dass bei Sanierungsmaßnahmen über die Städtebauförderung, im Gegensatz zu Neubauten, höhere Zuschüsse zu erwarten sind. Weiterhin empfiehlt es sich auch aus Kosteneinsparungs- und Nachhaltigkeitsgründen, den Bestand der Gebäude zu erhalten. Eine Modernisierung bzw. behutsame Minimalsanierung der Gebäude ist weitaus kostengünstiger, als sie ganz oder teilweise abzubrechen und neu zu bauen.
Es wird auch wesentlich darauf ankommen, den Bestandsschutz geltend zu machen, um die amtlichen Auflagen minimieren zu können. Behördlicherseits sind auch Entscheidungsspielräume gegeben, die zu Ausnahmegenehmigungen führen könnten.
Unser Kurhaus, in zentraler Lage gelegen, ist eine traditionsreiche Einrichtung, in der viele kulturelle Veranstaltungen stattfanden. Allein in einem „normalen“ Jahr, wie z. B. 2019, waren rund 100 Veranstaltungstage zu verzeichnen. Auch für die vielen ortsansässigen Vereine ist ein Festsaal äußerst wichtig und in der Größenordnung des jetzigen Kurhauses völlig ausreichend. Eine „Heimat“, in der sich diese regelmäßig treffen und ihren gemeinnützigen Aufgaben nachgehen können, ist unentbehrlich.
Ein weiterer Aspekt, der zur strikten Baukostenreduktion zwingt, sind die Unwägbarkeiten der derzeitigen Kriegs-und Krisensituation mit der grassierenden hohen Inflation, den noch nie da gewesenen galoppierenden Energiepreisen, den nach wie vor undurchsichtigen Lieferengpässen sowie der Rohstoffknappheit, die sich massiv auf die Betriebe auswirkt. Außerdem kommen durch die Flüchtlingsströme enorme Kosten auf uns zu. Auch deshalb sollte der finanziell günstigste Weg in Form einer behutsamen Bestandserhaltung gewählt werden. Das heißt, dass nur die dringendst notwendigen technischen Maßnahmen, wie z.B. maschinelle, elektrische, baurechtliche, brandschutztechnische und abdichtungsmäßige Nachbesserungen etc., erfolgen sollten. Sonst sollte alles beim bewährten Alten belassen werden.
Streiflichtartig betrachtet, spricht noch einiges für den Erhalt des VitaAlpina.
Die Architektur des VitAlpina ist ansprechend und zeitlos. Das Alleinstellungsmerkmal des VitaAlpina ist die offene Welle (Meeresbrandung). Ein beliebtes touristisches Angebot, das unbedingt erhalten werden sollte, da es ja nur wenige Hallenbäder mit offener Welle gibt. Zur energetischen Modernisierung könnten Photovoltaikflächen geschaffen werden. Der lichtdurchflutete Saunabereich ( mit sechs Saunen) sucht seinesgleichen. Sehr beliebt ist auch die schneckenförmige Wasserrutsche. Das große salzhaltige Thermalbecken (Urmeertherme) mit seinen Massagedüsen fördert die Gesundheit. Nicht zu vergessen ist der beliebte Kleinkinderbereich sowie das Nichtschwimmerbecken. All diese Einrichtungen sind schon vorhanden und brauchen nicht neu geschaffen zu werden.
Auch wäre eine behutsame und sparsame Renovierung völlig ausreichend.
Ebenso müssen wir ein Dorf bleiben, das gemeinsam an einem Strang zieht und bereits Geschaffenes mit viel Respekt und Stolz weiter in die Zukunft trägt. Ruhpolding braucht Leuchtturmprojekte wie das VitaAlpina, ein attraktives Kurhaus, die Rauschbergbahn und weitere „Schmankerl“ um als heimatverbundener Wohlfühlort wettbewerbsfähig zu bleiben.
Anton Zeller